"Ein Bayer auf Rügen" - diesen Schmarrn kennen ja tausende, aber wer kennt schon den "Rüganer in Dresden"? Sicher noch viel zu wenige. Um es gleich vorab zu klären, da es darum immer wieder Streit gibt: Rüganer sind die auf Rügen Geborenen, Rügener die, die zugezogen sind und nie Rüganer werden können. Und so traf es sich, dass ein Rüganer mit Anhang bei einem Rüganer einkehrte, in Sachsens Hauptstadt.Ein Stück Rügen in Dresden. so verspricht es die Werbung. Als kundiger Tourist weiss man, dass man selbst auf Rügen nicht immer Rügen bekommt, und so lag die Erwartungsmesslatte hoch.Aber der Reihe nach: Die Parkplatzsuche gestaltet sich für den Ortsunkundigen etwas schwierig, aber so, wie es auch auf See ist, ein Leuchtturm, in kleiner Ausführung, weisst den Weg zum Eingang in das Kellergewölbe. Und wie auf Rügen auch, leiten der Duft und die Rauchfahne aus dem Räucherofen den Gast zum Hof, aber wie auch ( zumindest früher fast immer ) auf Rügen fand sich nichts frisch Geräuchertes auf der Speisekarte. Aber dafür eine große Auswahl sehr gut klingender Fischgerichte, saisonbedingt auch in Kombination mit Spargel. Und: man staune, selbst der Maifisch oder Hornfisch oder Hornhecht fand sich im Angebot! Genau, der mit den grünen Gräten! Und: man glaubt es nicht, selbst bekennende Fischfans hatten noch nie davon gekostet! Aber, dem Schwindts sei dank, bekamen wir eine Kostprobe geliefert, perfekt gebraten, so dass diese Wissenslücke geschlossen werden konnte.Natürlich bewirbt das Restaurant auch mein Ostseelieblingsbier und schenkt es auch aus: das Störtebekerbier aus Stralsund. Und man kann es sogar im Geschenkgebinde mit originalem Glas käuflich erwerben und den Schatz mit nach Hause nehmen.Das Restaurant selbst erfüllt alle Wünsche des Gastes an maritime Einrichtung. Gediegene Tische mit bequemen Stühlen, einige Netze sind gespannt, Bootsmodelle, Fotos von der Insel, Seekarten, kleine Leuchttürme.... Leider ist die Beleuchtung etwas spärlich, was zwar ein nettes Ambiente zaubert, der Suche nach GRäten dann aber doch abträglich ist.Und in den sauberen Toiletten ist der Boden extra schwankend aufgehängt, um Wellengang zu imitieren. Genial.Okay, das mit den Toiletten war Seemannsgarn, aber die Küche bietet wirklich schmackhafte Inselküche. Und sogar ein 3 Gangmenü für schlappe 19,70€. Okay, das könnte wieder Seemannsgarn sein, ist aber die tolle Realität. So gab es also das Menü, ein Curry-Chilli-Ananas-Süppchen, ein Sanddornpfeffersüppchen vorweg, im Menü gab es den Fischtopf, eine klare Fischsuppe.Und dazu noch netten Klönsnack mit der Bedienung, also gar nicht fischköppisch.Die Vorspeisen waren alle sehr gut angemacht und geschmacklich prima. Ein wenig fiel mein Currychillisüppchen zurück. Selbst schuld, nirgendwo auf Rügen wachsen Ananas. Dafür waren die anderen Vorspeisen geschmacklich prima.So freuten wir uns auf die Hauptgericht. Typisch für die Küste: das "Rügener Heringsfestival" Matjes, Bismarck, Brathering und marinierter Hering mit Bratkartoffeln, ausserdem die Fischplatte "Schwindts" mit Zander, Dorsch und Wildlachsfilet, dazu Karotten-Lauch-Gemüse und Bratkartoffeln, dann den "Mecklenburger Pannfisch" :gebratenes Dorschfilet mit Dijon-Senf-Sauce, Schmorgurken und Ofenkartoffel und zum Menü gebratenes Zanderfilet mit Bandnudeln, Blattspinat und Bärlauchpesto.Klingt das nicht alles gut?Und so sah es dann auch aus. Das Heringsfestival war super. Besser und zu diesem Preis bekommt man es auch auf Rügen nicht unbedingt. Die verschiedenen Variationen waren für sich schon jeweils köstlich, dazu noch frischer Salat und sehr gut gemachte Bratkartoffeln. Köstlich.Auch die Fischplatte konnte überzeugen. Gut gebratene Filets mit den schon beschriebenen Bratkartoffeln. Prima.Etwas abgeschlagen mein Dorsch, der nicht ganz so gebraten war, wie ich es mag. Zwar noch saftig, aber die Teile fielen nicht so schön auseinander, wenn man sie mit der Gabel zerteilen wollte. Geschmacklich aber sehr gut. Die selbst gefertigte Ofenkartoffel passte sehr gut, aber mit dem Sauerrahm wurde etwas sparsam umgegangen.Das Zanderfilet war optisch eine Augenweide, passend dazu Bandnudeln und Blattspinat. Dieser war leider zerkocht, was dann wiederum für die Pasta nicht galt, die hätte noch etwas gekonnt.Aber das ist ja eher Jammern auf hohem Niveau.Ein Muss dann natürlich das Dessert, hier sind es verschiedene Variationen der Sturmsäcke, sprich Windbeutel. Diese sind wirklich kreativ gefüllt, der Teig auch etwas anders als gewohnt, sollten aber unbedingt probiert werden. Auf alle Fälle ist das Schwindts eine klare Empfehlung für den kleinen Rügenurlaub zwischendurch. Sogar einen kleinen Strandkorb gibt es. Und wenn man genug Störtebekerbier getrunken hat oder die anderen Köhms probiert hat, schwankt der Toilettenboden doch???? Wer weiss.....